Es ist lange her, das ich euch einen persönlichen Einblick in mein Denken rund um den Garten gegeben habe. Dabei macht doch eben das einen Blog im Vergleich zu anderen so lesenswert, oder? Lehnt euch zurück und nimmt euch Zeit für diesen Artikel, macht euch einen Tee oder Kaffee dazu und entdeckt, was ihr von eurem Garten lernen könnt.

Blätter, Blüten, Laub, Pause

Wir erleben mittlerweile den, wenn ich mich nicht irre, vierten Winter in unserem Heim mit Garten. Und doch scheint es mir habe ich ein wichtiges Prinzip des Gartens erst dieses Jahr verstanden. Der Garten ist dynamisch.

Das Leben ist dynamisch, wie ein Pulsmessgerät: Schlag, Pause, Schlag, Pause. Sommer, Winter, Tag, Nacht. Arbeit, Ruhe. Wach sein, Schlafen. Freude, Leid.

Das Leben ist dynamisch, was ihr am besten dann sehen könnt, wenn ihr euren Garten mit einem Foto aus dem Juli mit Dezember vergleicht. Dinge verändern sich. Ob ihr nun wollt oder nicht.

Das gleiche gilt für euer Leben. Macht ihr eine schwere Zeit durch oder aber auch eine schöne, denkt daran: das Leben ist in Bewegung. Es werden andere Zeiten kommen. Das ist weder gut noch schlecht, das gehört zum Leben dazu.

Aufgehen und verwelken

Wer sich einen Garten über mehrere Jahre ansieht, wird hier und da neue Pflanzen aufgehen und an anderen Stellen vergehen sehen. Manche werden es nicht mehr als ein Jahr schaffen und, ob nun durch Schädlinge, Trockenheit oder fehlenden Platz, sterben, bevor sie richtig Wurzeln fassen konnten.

Der Garten ist in diesem Bereich ein wundervolles Bild dafür, wie Projekte im Leben verlaufen. Manche Dinge gedeihen, andere verwelken bevor sie noch richtig gestartet sind und wiederum andere wachsen unauffällig vor sich hin, bis sie Blüten bringen und auffallen.

Es gibt auch in eurem Leben verschiedenste Projekte, ob nun Kinder, Hobbys, Arbeit, Freunde oder Aufgaben, die verschieden verlaufen können. Haltet euch nicht an den Dingen krampfhaft fest, sondern nehmt euch Zeit ihr natürliches Wachstum zu beobachten und daraus zu lernen.

Der Garten ist für euch da, nicht ihr für den Garten

Ich sehe viele Gärten, die mit viel Mühe gepflegt werden. Ob es nun häufiges Rasenmähen oder aber tatsächlich wöchentliches Unkrautziehen, Beschneiden, Fegen, Umpflanzen und mehr ist. Was mich dabei häufig irritiert ist nicht die Arbeit an sich, sondern die Motivation.

Uns ging es lange so, das wir den Garten mehr aus Schuldgefühl pflegten, als aus wirklicher Freude daran. Was sollen unsere Nachbarn von uns denken? Was sollen die Gäste denken? Was vorbeifahrende Autofahrer? Und der Postbote?

Fakt ist: Der Garten ist für euch da, nicht ihr für den Garten. Sobald ihr den Garten aus Schuldgefühlen pflegt, ist die Motivation falsch und auch das Ergebnis. Ihr freut euch nicht wirklich am Garten und der Arbeit, sondern nimmt es vielmehr als Last wahr. Weder schön noch gut.

Die Überschrift zu diesem Artikel ist „Was ihr von eurem Garten lernen könnt“. Was könnt ihr also von diesem Punkt lernen? Schaut in einzelne Bereich eures Lebens hinein, von welcher Motivation sie bestimmt werden. Sind es Schuldgefühle? Angst? Sorgen? Das „Was werden die anderen von mir denken?“.

Prüft eure Motivation. Und vielleicht stellt ihr fest, das ihr einen Großteil eures Lebens davon bestimmen lässt, was andere Menschen von euch denken sollen.

Ihr seit nicht die wichtigsten Gärtner

Seht euch die Zeit an, die ihr in euren Garten investiert. Selbst wenn ihr täglich 1 Stunde im Garten arbeitet, wären es im Monat nicht einmal zwei Tage, die ihr in ihn investiert. Der Rest der Zeit wird der Garten nicht von euch gepflegt.

Regen fällt, die Sonne scheint, unzählige Mikroorganismen verarbeiten Laub und abgefallene Äste sowie Früchte, Bäume und Sträucher wachsen und strecken sich nach Nährstoffen aus, Vögel und andere Tiere halten Schädlinge in Zaum.

Wer ist der Gärtner?

Als überzeugter Christ ist es für mich mehr als selbstverständlich, dass das Gelingen von Dingen nie ausschlaggebend an mir liegt. Natürlich übernehme ich Verantwortungen, natürlich spreche ich Dinge aus oder lasse meine Hände und Füße Aufgaben durchführen. Doch bin es nie ich, der für die ausschlaggebende Entwicklung verantwortlich ist.

Seht euch euren Garten an. Es gibt unzählige Faktoren die darüber entscheiden, ob euch der junge Apfelbaum eines Tages einen Apfel bringen wird. Ausreichend Feuchtigkeit, Schutz vor den zahlreichen Insekten und größeren Tieren, Stürme, Sonnentage oder Extremtemperaturen. Und auf die wenigsten dieser Faktoren habt ihr Einfluss.

Geht weiter. Schaut euch eure Kinder an. Schaut euch eure Arbeit an. Schaut euch euren Alltag und euer Leben in den letzten Jahren und den kommenden Jahrzehnten an. Ihr habt auf die wenigsten Faktoren Einfluss. Ihr seit nicht die wichtigsten Gärtner.